Wie viel Sichtbarkeit brauchen Wissenschaftler*innen?
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Wie viel Sichtbarkeit brauchen Wissenschaftler*innen?

Hast du dich auch schon einmal gefragt, wie viel Sichtbarkeit Wissenschaftler*innen brauchen? Welche Online-Profile sind die richtigen? Wo solltest du präsent sein? Wie viel Selbstmarketing ist genug?

Die Antworten auf diese Fragen sind nicht für jede*n gleich. Und komplex. Aber kurz gesagt ist deine Sichtbarkeit als Wissenschaftler*in immer von deinen beruflichen Zielen, deinem Workload, deiner Persönlichkeit und deiner Affinität zu digitalen Medien abhängig.

Und bestimmt auch von technischen und persönlichen Ressourcen.

4 Arten von Sichtbarkeit in der Wissenschaft

Damit es aber noch konkreter für dich wird, habe ich mir 4 Arten von Sichtbarkeit überlegt. Die vier Kategorien basieren auf meiner jahrelangen Workshop-Erfahrung mit Wissenschaftler*innen und der Analyse von hunderten Social-Media-Auftritten und Wissenschaftler*innenwebsites.

Entweder erkennst du dich bereits in einer dieser Kategorien wieder. Oder die Einteilung hilft dir dabei, dich zu entscheiden, wie viel Sichtbarkeit du als Wissenschaftler*in erreichen möchtest.

Bereit? Let’s go!

Übrigens, die Sichtbarkeit (aber auch die Arbeit (!)) steigt mit jeder Kategorie.

Also, wer möchtest du sein?

  • CV-Wissenschaftler*in
  • Akademische*r Networker*in
  • Wissenschaftskommunikator*in
  • Sciencefluencer*in

Notwendige Disclaimer: nichts ist in Stein gemeißelt

Ich erkläre dir gleich, welche typischen Merkmale jede Art von Sichtbarkeit hat. Bevor ich das tue, muss ich aber noch ein paar Dinge vorausschicken.

Kategorien dienen der Vereinfachung. Das ist super praktisch. Heißt aber auf der anderen Seite trotzdem nicht, dass sie nur so existieren dürfen, wie ich sie im Folgenden beschreibe. Im Gegenteil. Die 4 Arten von Sichtbarkeit gehen ineinander über. Es gibt keine scharfe Trennlinie.

Außerdem werden manche Merkmale auf dich gar nicht zutreffen. Oder du identifizierst dich zwar mit einer Kategorie, bist aber in dem sozialen Netzwerk, das für diese typisch sein soll, nicht vertreten. Daran ist nichts falsch. Sieh die Sichtbarkeitstypen eher als Inspiration statt als strenges Regelwerk.

Jetzt geht’s aber wirklich los!

CV-Wissenschaftler*in

In meinen Workshops ist das die Sichtbarkeitsstufe, die die meisten Wissenschaftler*innen erreichen möchten. Sie wollen online gefunden werden. Und einen guten Eindruck hinterlassen, wenn jemand nach ihrem Namen sucht.

Regelmäßige Beiträge in den sozialen Netzwerken, Interaktion mit Follower*innen und aktive Wissenschaftskommunikation streben CV-Wissenschaftler*innen nicht an. Zeitmangel und das Fehlen interessanter Inhalte, über die sie schreiben könnten, geben sie dabei häufig als Gründe an.

Auf der Website (das kann die Uni-Website oder die persönliche Website sein) sollen vor allem die wissenschaftlichen Fakten über sie als Person zu finden sein. Deshalb sind ihnen der CV und die vollständige Publikationsliste wichtig.

Ihre Profile z. B. bei ORCID, Google Scholar, ResearchGate oder LinkedIn richten sie einmal ein und aktualisieren sie bei Bedarf. Der Aufwand für die Online-Sichtbarkeit soll sich in überschaubaren Grenzen halten. Alle wesentlichen Informationen zur wissenschaftlichen Person sollen Professor*innen, Gutachter*innen und Entscheider*innen trotzdem mit einer schnellen Google-Suche über sie finden.

Merkmale CV-Wissenschaftler*in

  • Zielgruppe: alle, Öffentlichkeit
  • keine aktive Wissenschaftskommunikation
  • Online-Profile als CV-Alternative
  • Fokus auf „Gefunden werden bei Bedarf“
  • keine eigenen Beiträge und Posts in Social Media
  • kein Interesse an Interaktion
  • bevorzugte Kanäle: ORCID, Google Scholar, ResearchGate, LinkedIn

Was das für die Sichtbarkeit bedeutet

Als CV-Wissenschaftler*in bist du sichtbar, wenn jemand namentlich nach dir im Internet sucht. Du wirst wahrscheinlich nicht von Journalist*innen aufgespürt werden, weil sie eine*n Expert*in zum Thema „biologisch abbaubare Verpackungsmaterialien“ suchen.

Das könntest du theoretisch sogar sein. Aber vermutlich gibt es keine Texte, Statements, Beiträge, Tweets oder Interviews mit dir im Netz, in denen du dein Fachgebiet Wissenschaftslaien näher gebracht hast. Und entsprechende Keywords zu dir tauchen daher in einer Google-Recherche nicht auf.

Darüber hinaus bist du anderen Wissenschaftler*innen nicht als aktiv kommunizierende Wissenschaftler*in bekannt. Sichtbarkeit im Rahmen eines persönlichen Netzwerks und die damit verbundene Reichweite entstehen nicht.

Als CV-Wissenschaftler*in hast du die Basis dafür geschaffen, dass die Suchmaschine vernünftige Ergebnisse zu dir und deinem Werdegang ausspuckt. Ein Online-Scientist bist du damit aber noch nicht.

Akademische*r Networker*in

Akademische Networker*innen gehen einen Schritt weiter. Sie suchen online bewusst den Kontakt zu Fachkolleg*innen. Dazu nutzen sie bevorzugt Twitter oder LinkedIn.

Im Fokus steht der fachliche Austausch mit der Scientific Community, nicht unbedingt die aktive Wissenschaftskommunikation an die breite Öffentlichkeit.

Das Interesse von Akademischen Networker*innen ist nicht, Zielgruppen außerhalb der Wissenschaft mit ihrem Wissen zu entertainen. Vielmehr geht es darum, den eigenen wissenschaftlichen Wirkkreis zu erweitern.

Wenn sie kommunizieren (und das passiert meistens anlassbezogen), geht es um Artikel, Forschungsergebnisse, Konferenzteilnahmen, die Promotion, die Habilitation, interessante Beiträge in Kolloquien usw.

Hobbys und Interessen, die über die Wissenschaft hinaus gehen, werden selten kommuniziert. Beiträge und Online-Profile sollen vor allem Professionalität und Seriosität ausstrahlen.

Merkmale Akademische*r Networker*in

  • Zielgruppe: Scientific Community
  • keine Wissenschaftskommunikation an breite Öffentlichkeit
  • seriöse Online-Profile
  • Fokus auf Zitationen, Artikel, Konferenzteilnahmen, Promotion
  • Hobbys und Interessen neben der Wissenschaft bleiben oft außen vor
  • Interaktion nur zu bestimmten Anlässen
  • bevorzugte Kanäle: ORCID, Google Scholar, ResearchGate, Twitter, LinkedIn, Website mit Basisdaten

Was das für die Sichtbarkeit bedeutet

Als Akademische*r Networker*in interagierst du online mit anderen Menschen. Genau das führt zu Sichtbarkeit. Du wirst mit deinem Forschungsgebiet, deinen Veröffentlichungen und deinen Wissenschaftsthemen im Kreis deiner Peergroup sichtbar werden.

Und auch darüber hinaus. Du wirst neue Menschen kennenlernen. Natürlich vor allem aus der Scientific Community. Aber ebenso Wissenschaftsjournalist*innen oder Politiker*innen.

Das Prinzip ist (mehr oder weniger) einfach. Je aktiver du bist und mit je mehr Menschen du dich austauschst, desto größer ist deine Sichtbarkeit. Du solltest deinen Erfolg trotzdem weniger in blanken Zahlen messen (also an Follower*innen), sondern eher an der Qualität der Kontakte festmachen.

Wie fruchtbar ist der Austausch? Welche Ideen sind entstanden? An wen kannst du dich wenden? Auf wen kannst du dich verlassen?

Wissenschaftskommunikator*in

Wie der Name schon sagt kommunizieren Wissenschaftskommunikator*innen Wissenschaft. Vor allem an die breite Öffentlichkeit, wissenschaftsbegeisterte Laien oder Studierende.

Im Laufe der Zeit habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich Wissenschaftskommunikator*innen auch als solche verstehen. Es steckt Begeisterung, Spaß und Leidenschaft dahinter, wissenschaftliche Inhalte für externe Zielgruppen verständlich aufzubereiten.

Der Fokus liegt ganz klar auf dem Austausch mit dem Publikum. Daher veröffentlichen Wissenschaftskommunikator*innen regelmäßig Beiträge in den sozialen Medien. Sie kennen den Vibe ihres Netzwerks, stellen Fragen an ihre Follower*innen und bringen sich in Diskussionen auf  thematisch verwandten Kanälen ein.

Die Inhalte auf Twitter, Instagram, YouTube oder ihrem Blog sind gut vorbereitet. Oft haben Wissenschaftskommunikator*innen eigene ausgedachte Formate oder Kategorien, die sich regelmäßig wiederholen. Für Anfragen zu Interviews, Vorträgen oder als Gast in TV-Formaten sind sie häufig sehr offen.

Merkmale Wissenschaftskommunikator*in

  • Zielgruppe: breite Öffentlichkeit, wissenschaftsbegeisterte Laien, Studierende
  • kreative und aktive Wissenschaftskommunikation
  • aussagekräftige Online-Profile
  • Fokus auf Austausch mit Publikum
  • regelmäßige Beiträge und Posts in Social Media, oft mit eigenen Fotos & Grafiken
  • Interesse an Interviews, Vorträgen, TV-Formaten
  • bevorzugte Kanäle: Twitter, Instagram, YouTube, Blog

Was das für die Sichtbarkeit bedeutet

Wie viel Sichtbarkeit brauchen Wissenschaftler*innen? Das war die Ausgangsfrage dieses Blogartikels. Vielleicht ist dir bis hierhin schon Folgendes klar geworden: Sichtbarkeit ist eine Entscheidung. Wissenschaftskommunikator*innen entscheiden sich klar für Sichtbarkeit. Und die bekommen sie auch.

Bei soviel Einsatz kommt auch viel raus. Vielleicht nicht sofort, aber wer Ausdauer mitbringt, kreativ ist und sich online sympathisch und ansprechbar präsentiert, wird früher oder später gesehen.

Das kann in vorher ungeahnten Ausmaßen gipfeln. Presseanfragen, Moderationsjobs, Dozent*innen-Tätigkeiten, Einladungen in Gremien, Keynote-Vorträge, Kooperationen für neue Forschungsprojekte und so weiter. Mach dich auf Einiges gefasst!

Sciencefluencer*in

Ja, auch in der Wissenschaft gibt es Influencer*innen. Zwar wenige, aber es gibt sie. Die Sciencefluencer*innen sind selbst oft noch ziemlich jung (Mitte/Ende 20). Sie schaffen es, einer breiten Öffentlichkeit Wissenschaft als etwas Cooles und Spannendes zu vermitteln.

Und erreichen damit Zielgruppen, die sich für bestimmte Inhalte sonst nie interessiert hätten. Ich finde das sehr beeindruckend.

Von ihren „ernsthaften“ Wissenschaftskolleg*innen werden sie hin und wieder belächelt. Weil oftmals (vermeintlich?) der Lifestyle als Wissenschaftler*in mehr im Fokus steht als die tatsächliche Forschungsarbeit.

Sciencefluencer*innen nehmen ihren Job sehr ernst und stecken viel Zeit und Arbeit in ihre Beiträge. Der Community-Aufbau und die Community-Pflege haben hohe Priorität. Daher haben manche von ihnen mehrere Zehntausend oder Hunderttausende von Follower*innen.

Sciencefluencer*innen sind Vorbilder für junge Menschen und wecken unter Umständen den Wunsch, selbst einmal in die Forschung zu gehen.

Merkmale Sciencefluencer*in

  • Zielgruppe: breite Öffentlichkeit, junge Menschen
  • Wissenschaftskommunikation als 1. oder 2. berufliches Standbein
  • Fokus auf „Lifestyle als Wissenschaftler*in“ (oft mehr Persönlichkeit als Forschung)
  • regelmäßige Beiträge und Posts in Social Media
  • Ziel: Reichweite generieren, große Community aufbauen
  • Community-Aktionen, Gewinnspiele, Kooperationen
  • bevorzugte Kanäle: Instagram, YouTube, TikTok, Blog

Was das für die Sichtbarkeit bedeutet

Wenn wir Sichtbarkeit im Sinne von Reichweite definieren, dann hast du als Sciencefluencer*in den Gipfel der Sichtbarkeit erreicht. Mehr geht kaum. Auch hier warten Presseanfragen, Moderationsjobs, Einladungen als Rolemodel und Expert*in auf dich!

Du könntest dir als Sciencefluencer*in eine Karriere neben der Forschung aufbauen. Oder irgendwann das alles hauptberuflich machen.

Als Sciencefluencer*in steht du so oder so vor der Herausforderung, deine Sichtbarkeit und Reichweite verantwortungsvoll zu nutzen. Das darf (und sollte!) aber auch Spaß machen. Also, let’s go!

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